Homeoffice: Wie hoch sind die Mehrkosten?
Corona-Beschränkungen und Homeoffice-Pflicht enden in Kürze.

Homeoffice: Wie hoch sind die Mehrkosten?

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Die Pflicht zum Homeoffice endet, die Homeoffice-Pauschale bleibt. Wie wirkt sich Heimarbeit auf die privaten Energiekosten aus? Ich habe nachgerechnet.

Um die Entwicklung des Stromverbrauchs vergleichen zu können, habe ich zunächst den Verbrauch in den sechs Sommermonaten im Corona-Jahr 2020, also April 2020 bis September 2020, mit denselben Monaten im Jahr 2019 verglichen.

Um wie viel stieg der Stromverbrauch im Sommer?

Verbrauchte meine vierköpfige Familie in den Vergleichsmonaten von April bis September 2019 rund 2.200 Kilowattstunden (kWh) Strom, lag der Stromverbrauch in den Corona-Monaten April bis September 2020 bereits bei 2.860 kWh.

Also haben ich und meine Familie in den sechs Sommermonaten des Corona-Jahres 2020 660 kWh mehr Strom verbraucht. Das ist eine Steigerung um 30% und eine Mehrbelastung für meine Haushaltskasse von 212 Euro.

Wie hoch sind die Mehrkosten pro Homeoffice-Tag im Sommer?

Im heimischen Arbeitszimmer vor dem Laptop zu sitzen, kostete mich einschließlich Licht und Kaffeeautomat während der sechs Sommermonate an 120 Arbeitstagen zusätzlich rund 1,77 Euro pro Arbeitstag bzw. 35 Euro pro Monat allein für den Strom.

Berücksichtigt man, dass wenn ich in den kalten Monaten nicht im Firmenbüro, sondern aus dem Homeoffice arbeite, auch die Heizkosten steigen, decken die 600 Euro Homeoffice-Pauschale für 120 Arbeitstage à fünf Euro meine Mehrkosten rechnerisch geradeso ab – schätze ich. Auch das muss ich nachrechnen.

Mir ist klar: Die Homeoffice-Pauschale bekomme ich natürlich nicht 1:1 bar auf die Hand, sondern sie mindert mein zu versteuerndes Einkommen. Ich muss also 600 Euro weniger von meinem Gehalt versteuern, was bei einem Steuersatz von angenommen 30 % zu einer Ersparnis von 180 Euro führt – falls sich die Homeoffice-Pauschale bei mir überhaupt auswirken würde und nicht im Werbungskosten-Pauschbetrag von 1.000 Euro unterginge.

Wie viel betragen die Mehrkosten im Winter?

Bei uns werden Gas und Wasser zusammen abgerechnet. Die Rechnung stieg in den Corona-Monaten Oktober 2020 bis März 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ebenfalls um 30%, und zwar von 1.300 Euro auf 1.690 Euro. Das sind 390 Euro Mehrkosten für zusätzliches Heizen und Toilettenspülen.

Zusammen mit den 212 Euro mehr für Strom, ergeben sich insgesamt 602 Euro Mehrkosten im Winterhalbjahr, also 5,02 Euro pro Arbeitstag. Das ist fast exakt die Höhe der Homeoffice-Pauschale, die jedoch bloß für 120 Tage im Jahr gewährt wird und sich – wie gesagt – bei mir leider nicht auswirkt.

Welche Mehrkosten entstehen im gesamten Jahr?

In den Sommermonaten von April bis September 2020 schlugen die erhöhten Stromkosten mit 212 Euro zu Buche. In den Wintermonaten von Oktober 2020 bis März 2021 kamen weitere Mehrkosten für Strom, Gas und Wasser in Höhe von 602 Euro hinzu. Zusammen macht das 814 Euro Mehrkosten im Jahr, 67,83 Euro im Monat und bei 240 Arbeitstagen aus dem Homeoffice durchschnittlich 3,39 Euro Mehrkosten pro Arbeitstag.

Da zwar die Homeoffice-Pflicht am 20.3.2022 endet, aber die Homeoffice-Pauschale bis zum 31.12.2022 verlängert wurde, überlege ich mir, meine beiden Arbeitsplätze abwechselnd zu nutzen, damit ich auch im Jahr 2022 auf 120 Homeoffice-Tage komme (falls ich vielleicht doch davon profitieren würde). Am ökonomischsten wäre es, im Winter im Dienstbüro zu arbeiten und im Sommer von zu Hause – doch im Berufsleben gibt es bekanntlich kein "Wünsch-dir-was".

Wie könnten hybride Arbeitsmodelle aussehen?

An das Arbeiten von zu Hause haben sich viele Arbeitende seit zwei Jahren gewöhnt. Da sich dank digitaler Kommunikationsformen das Homeoffice in der Pandemie-Zeit bewährt hat, läuft aktuell eine Kontroverse über mobile Arbeitsmodelle der Zukunft, die eine flexible Kombination von Präsenz- und Fernarbeit ermöglichen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht dabei gesetzlichen Regelungsbedarf beim Arbeits- und Gesundheitsschutz, um die Arbeitenden vor schlechter Ergonomie, Entgrenzung von Arbeit und Freizeit, Überforderung und Überwachung zu schützen.

Der Arbeitgeberverband BDA hält nichts von "fixierenden Regeln und lähmenden Rechtsansprüchen auf Homeoffice". Die Beschäftigten sollten dieses Thema mit ihren Arbeitgebenden eigenverantwortlich regeln.

Viele Unternehmen in Deutschland wollen laut einer Studie des Forschungsinstituts ZEW nach der Pandemie eine Mischung aus Homeoffice und Präsenz anbieten. 37 Prozent der Unternehmen planen Modelle, die drei Tage Homeoffice pro Woche vorsehen. Drei von fünf Arbeitende stehen diesem Modell positiv gegenüber, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) ergab.

(MS)

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