Grüne Geldanlagen mit gutem Gewissen
Das Interesse an grünen Anleihen wächst. Deshalb erreichen Aktien und ETFs in diesem Umfeld rasante Wertsteigerungen.

Grüne Geldanlagen mit gutem Gewissen

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Das Interesse an grünen Anleihen wächst. Themen wie Nachhaltigkeit, Klima oder ressourcenschonender Verbrauch von Rohstoffen erlebt einen Boom. Deshalb erreichen Aktien und ETFs in diesem Umfeld rasante Wertsteigerungen. Doch nicht jeder möchte in Aktien investieren, sondern schielt auf eine sichere Geldanlage. Hier kommen Green Bonds ins Spiel.

Grundsätzlich unterscheidet sich ein Green Bond nicht von herkömmlichen Anleihen. Diese werden manchmal auch als Obligationen, Rentenpapiere, Schuldverschreibung oder festverzinsliche Wertpapiere bezeichnet. Sie gehören mit zu den ältesten Wertpapieren und sind seit dem späten 16. Jahrhundert in Deutschland bekannt.

In der Regel werden bei den grünen Anleihen Festzinsen vereinbart. Im Gegenzug stellt der Anleger Kapital zur Verfügung. Diese Zinsen sind während der Haltedauer vom Unternehmen oder dem Herausgeber (Emittenten) zu zahlen. Die Emittenten können Staaten, Banken, aber auch Unternehmen selbst sein, die das gewonnene Kapital für Investitionen einsetzen. Am Ende der Laufzeit erhält der Investor den Nennbetrag der Anleihe wieder ausgezahlt. Die Laufzeiten bewegen sich meist zwischen drei bis zehn Jahren.

Die Klassifizierung der Emittenten spiegelt sich im Zinssatz wider. Je schlechter die Bonität eingeschätzt wird, je höher der Zinssatz. Die Bonität wird über Ratingagenturen (z. B. Moody's) bestimmt. Die höchste Bewertung liegt bei AAA, die niedrigste bei D. Das bedeutet auch, dass hoch verzinste Anleihen nur für spekulative Anleger geeignet sind, da dort Ausfallrisiken drohen.

Besonderheiten der Green Bonds

Für die grünen Anleihen gibt es eine spezielle Abmachung, die von den Emittenten einzuhalten ist: die Green Bond Principles (GBP). Diese Green-Bond-Richtlinien lauten folgendermaßen: »Die Green Bond Principles (GBP) sind freiwillige Richtlinien der International Capital Market Association (ICMA), die Leitlinien für die Emission von Green Bonds enthalten. Sie empfehlen Transparenz in Bezug auf die Komponenten, Verwendung der Einnahmen, Verfahren zur Projektevaluierung und Produktauswahl sowie Verwaltung der Einnahmen. Sie sollen den Marktteilnehmern den Zugang zu grünen Anleihen erleichtern und bei der Emission bewährte Verfahren vorschlagen«. Diese Erklärung bildet den Rahmen für die Begeber dieser Anleihen.

Detaillierter geht es dann weiter: »Green Bonds sind alle Arten von Anleihen, bei denen die Erlöse exklusiv grüne Projekte ganz oder teilweise finanzieren oder refinanzieren«. Vereinfacht ausgedrückt, das Geld soll die Umwelt schützen oder den Klimawandel bekämpfen. Was wichtig bei dieser freiwilligen Festlegung der Kriterien ist: Die Emittenten müssen regelmäßig über den Stand des Projekts berichten und für Transparenz sorgen.

So gesehen können Emittenten selbst bestimmen, in welche Projekte sie das Geld geben, Hauptsache, es hat einen grünen Anstrich und Werte wie Nachhaltigkeit oder Klima werden thematisiert. Die Richtlinien für Green Bonds sind nicht bindend, sondern entsprechen einer Absichtserklärung. Ob beispielsweise ein Chemieunternehmen damit seinen Umbau zu etwas mehr Nachhaltigkeit finanzieren möchte, erschließt sich nur über eine Recherche. Genauso können sich auch konventionelle Projekte dahinter verbergen, denen nur ein Kleeblatt angeheftet wurde, um es Anlegern schmackhafter zu machen.

Wenn Sie in Green Bonds investieren möchten, dann bleibt Ihnen aufgrund der unklaren Festlegung auf Richtlinien nichts anderes übrig, als sich mithilfe von Emissionsunterlagen und weiteren Projekt- oder Unternehmensdarstellungen genau zu informieren, ob Ihre Vorstellungen von Nachhaltigkeit und Klimaschutz auch erfüllt werden.

Kapitalanlage in grüne Anleihen

Die Idee bei Green Bonds ist, dass Anleger hauptsächlich von den Zinszahlungen profitieren. Doch hier droht eine Enttäuschung: Die Verzinsung ist mager, wie beispielsweise von der Kreditanstalt für Wideraufbau (KfW) mit 0,001 %. Die NRW-Bank bietet 0,625 %. Allgemein ist der Zinssatz bei Green Bonds so gering, dass Sie mit Festgeldern oder Sparbriefen häufig eine bessere Rendite erzielen können. Das heißt, wer in die Ökoanleihen investieren will, darf nicht rein nur auf die Rendite schielen.

Ein weiteres Problem liegt darin, überhaupt an die grünen Anleihen zu gelangen. Private Anleger können zumindest bei staatlich-institutionellen Emittenten nicht Erstzeichner sein. Also bleibt nur der Weg über die Börse, wenn dort die Institute die Green Bonds verkaufen wollen. Dann kann allerdings passieren, dass die Anleihekurse deutlich oberhalb des Ausgabepreises liegen.

Eine Alternative bieten Green Bonds in Fremdwährungen. Hier sind tatsächlich etwas höhere Zinsen zu erzielen. Allerdings kaufen Sie sich mit Fremdwährungen Währungsrisiken, aber auch Währungs-Chancen ein. Je nach Kursentwicklung zum Euro sind Währungsgewinne bzw. Währungsverluste möglich. So gesehen sind Einzelengagements in Green Bonds häufig nur etwas für institutionelle Anleger, die sich mehr »Öko« ins Haus holen müssen.

Wie Sie sinnvoll in Green Bonds investieren können

Inzwischen haben auch die großen Banken und Emissionshäuser Green Bonds entdeckt. Hier werden verschiedene Green Bonds in klassischen Investmentfonds oder Exchange Traded Funds gebündelt, um die Risiken für den Anleger zu minimieren. Allerdings handelt es sich bei den meisten Angeboten um erst kürzlich auf den Markt gebrachte Papiere. Eine Aussage zur Renditeentwicklung lässt sich damit kaum treffen.

Zum anderen ist das bisher angesammelte Fondsvolumen überschaubar. Das Problem kleiner Fonds: Schon geringe Geldzuflüsse und Geldabflüsse können die Zusammensetzung und den Kurswert erheblich verändern. Zusätzlich fallen die Gebühren überproportional ins Gewicht. Dieses Problem besteht bei Exchange Traded Funds weniger, da diese auf marktbreite grüne Indizes setzen und geringere Gebühren als bei klassischen Investmentfonds anfallen.

Alternative zu Green Bonds

Wer »grün« investieren will, sollte sich auch mit anderen Anlageformen beschäftigen. So gibt es zahlreiche Unternehmen, die sich mit grünen Technologien beschäftigen. Bekannt sind hier Wasserstoffaktien, grüne Energieerzeugung und alternative Verfahren, beispielsweise, um aus Plastik wieder Öl zu gewinnen. Interessant sind auch Recyclingunternehmen oder Unternehmen, die ressourcenschonende Technologien entwickeln.

Problem: Die meisten Unternehmen haben noch kein stabiles finanzielles Fundament und der Wert der Aktie wird mehr durch die spekulative Lust der Anleger getrieben als durch Fundamentaldaten. Daher ist das Risiko hoch, Geld zu verlieren, aber auch die Chance innerhalb kürzester Zeit das eingesetzte Kapital zu verdoppeln. Diese Aktien sind in vielen Fällen eher etwas für Zocker.

Wer dieses hohe Risiko scheut, kann sein Kapital in Investmentfonds oder Exchange Traded Funds (ETFs) anlegen. Dort ist das Risiko gestreut und eine eher gemächlichere Wertentwicklung zu erwarten. Ein Beispiel für solch einen ETF mit langfristig guter Wachstumsperspektive ist der iShares Global Clean Energy (WKN: A0MW0M).

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(MS)

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