Digitaler Euro: Einführung, Auswirkungen und Risiken erklärt
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Die Diskussion um den digitalen Euro nimmt Fahrt auf. Doch trotz intensiver Vorbereitungen ist klar: Die Einführung liegt noch Jahre in der Zukunft und wirft viele Fragen auf. Ein Überblick über den aktuellen Stand, Chancen und Risiken.
Inhalt
Der digitale Euro ist ein langfristiges Projekt mit vielen offenen Fragen. Er soll die europäische Souveränität im Zahlungsverkehr stärken und eine Alternative zu US-dominierten Systemen bieten. Für Verbraucher bedeutet das mehr Wahlfreiheit – aber auch neue Herausforderungen in puncto Datenschutz und technischer Sicherheit.
Wann wird der digitale Euro eingeführt?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Vorbereitungsphase für den digitalen Euro Ende Oktober 2025 abgeschlossen. Das hat zu einigen Falschmeldungen geführt, in denen behauptet wurde, der digitale Euro werde im November 2025 eingeführt. Das stimmt aber nicht.
Mit dem Projekt geht es jetzt so weiter:
Der EZB-Rat hat beschlossen, in eine neue Projektphase einzutreten, die sich auf technische und organisatorische Details konzentriert. Die gesetzliche Grundlage muss jedoch erst geschaffen werden – die EU-Verordnung wird frühestens 2026 erwartet.
Unter dieser Voraussetzung könnte eine Pilotphase ab Mitte 2027 starten. Eine mögliche Einführung des digitalen Euro ist für 2029 vorgesehen, die endgültige Entscheidung fällt aber erst nach Abschluss der Gesetzgebung. Bis dahin bleibt der digitale Euro ein Projekt mit offenem Ausgang.
Aktuelle Informationen zum Projekt »digitaler Euro«, zu Regelwerk und Plattform veröffentlicht die Europäische Zentralbank.
Ist der digitale Euro eine Kryptowährung?
Nein, der digitale Euro ist keine Kryptowährung.
Er gehört zur Kategorie der Central Bank Digital Currencies (CBDCs) und unterscheidet sich in mehreren Punkten grundlegend von Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum:
Hier ist eine übersichtliche Tabelle mit den Unterschieden zwischen Kryptowährungen und dem digitalen Euro:
|
Merkmal |
Kryptowährungen |
Digitaler Euro |
|
Emittent & Kontrolle |
Dezentral, keine zentrale Instanz |
Zentral, ausgegeben von der Europäischen Zentralbank |
|
Rechtsstatus |
Kein gesetzliches Zahlungsmittel |
Gesetzliches Zahlungsmittel wie Bargeld |
|
Wert & Stabilität |
Hohe Kursschwankungen, spekulativ |
Stabil, 1:1 an den Euro gekoppelt |
|
Technologie |
Blockchain-basiert, Konsensmechanismen (z.B. Proof of Work) |
Kann Distributed Ledger nutzen, nicht zwingend Blockchain |
|
Regulierung |
Privat oder Community-getrieben |
Staatlich reguliert und abgesichert |
|
Datenschutz |
Pseudonym, teilweise anonym |
Datenschutz geregelt, aber nicht vollständig anonym |
|
Volatilität |
Hohe Volatilität und Spekulation |
Keine Spekulation, offizielles Zentralbankgeld |
|
Ziel |
Unabhängigkeit von Banken und Staaten |
Ergänzung zu Bargeld, sichere digitale Zahlungen in Euro-Raum |
→ Mehr zum Thema Kryptowährungen auf Steuertipps.de: Kryptowährungen einfach erklärt: Wie die digitale Währung funktioniert.
Was passiert mit dem bestehenden Geld?
Der digitale Euro soll kein neues Geld schaffen, sondern eine zusätzliche Zahlungsoption bieten. Bankguthaben bleiben bestehen. Der digitale Euro wird wie Bargeld von der EZB ausgegeben und ist gesetzliches Zahlungsmittel.
Geplant sind Obergrenzen für Guthaben, um massive Abflüsse von Bankeinlagen zu verhindern – diskutiert werden Limits zwischen 3.000 und 5.000 Euro (Quelle: bundesbank.de)
Soll der digitale Euro Bargeld ersetzen?
Nein. Die EZB und die EU-Kommission betonen, dass Bargeld erhalten bleibt. Der digitale Euro soll als Ergänzung dienen, nicht als Ersatz. Neue EU-Regeln sollen die Bargeldakzeptanz sogar stärken.
Dennoch gibt es Befürchtungen, dass Bargeld langfristig an Bedeutung verliert.
Wann verschwindet Bargeld in Deutschland?
Ein vollständiges Bargeldverbot ist auf absehbare Zeit unwahrscheinlich. Die Bundesbank sieht Bargeld auch in zehn bis fünfzehn Jahren als Zahlungsmittel.
Allerdings nimmt die Nutzung ab, und es gibt Pläne für Bargeldobergrenzen (10.000 Euro ab 2027) sowie die Abschaffung von 1- und 2-Cent-Münzen.
Welche Nachteile hat der digitale Euro?
Mit diesem Thema hat sich die »Berlin Group - Internationale Arbeitsgruppe für Datenschutz in der Technologie« (IWGDPT) in einem 2024 veröffentlichten Arbeitspapier ausführlich beschäftigt (→ zum »Working Paper on Central Bank Digital Currency – CBDC«; PDF)
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Datenschutz und Privatsphäre: Digitale Zahlungen sind weniger anonym als Bargeld. Kritiker warnen vor Überwachung und Profilbildung.
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Cyberrisiken: Angriffe auf digitale Zahlungssysteme könnten zunehmen.
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Technische Abhängigkeit: Ohne Strom oder Internet ist der digitale Euro nur eingeschränkt nutzbar.
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Bankensektor unter Druck: Direktes Zentralbankgeld könnte die Rolle von Geschäftsbanken schwächen.
Was bedeutet der digitale Euro für Verbraucher?
Er soll eine sichere, kostenlose und europaweit akzeptierte digitale Zahlungsmöglichkeit bieten – online, offline und ohne Drittanbieter. Zahlungen erfolgen in Echtzeit, und eine Umwandlung in Bargeld bleibt möglich. Zugang erfolgt über Wallet-Apps oder Karten, ähnlich wie bei heutigen Bezahlmethoden.
Kann digitales Geld in physisches Geld umgewandelt werden?
Ja. Der digitale Euro ist wie Bargeld Zentralbankgeld und kann jederzeit in Scheine und Münzen getauscht werden. Damit bleibt die Währungsstabilität gewahrt.
Kann man den digitalen Euro verweigern oder muss der digitale Euro genutzt werden?
Der digitale Euro wird – wie Bargeld – als gesetzliches Zahlungsmittel gelten. Das bedeutet, dass Händler ihn grundsätzlich akzeptieren müssen.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher besteht jedoch keine Pflicht, ihn zu verwenden. Die Nutzung bleibt freiwillig. Bargeld bleibt erhalten und wird weiterhin gesetzlich geschützt.
Auch bestehende digitale Zahlungsmethoden wie Girokarte, Kreditkarte oder Apps bleiben verfügbar.
Der digitale Euro ist lediglich eine zusätzliche Option, die mehr Wahlfreiheit schaffen soll. Ziel ist es, die europäische Zahlungsinfrastruktur zu stärken, nicht bestehende Gewohnheiten zu verdrängen. Wer Bargeld bevorzugt, kann es auch künftig nutzen.
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(MB)