Ist es Pflicht, eine Steuererklärung abzugeben?
Nicht jeder muss eine Steuererklärung abgeben – aber jeder darf! Und oft erhalten genau diejenigen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, die nicht zur Abgabe verpflichtet sind, eine Steuererstattung. Warum ist das so?
INHALT
- Wer ist verpflichtet zur Abgabe der Steuererklärung?
- Wann lohnt sich die freiwillige Abgabe der Steuererklärung?
- Wann und warum fordert das Finanzamt dich zur Abgabe einer Steuererklärung auf?
Wer ist verpflichtet zur Abgabe der Steuererklärung?
Abgabepflicht der Steuererklärung bei Arbeitnehmern
Bei Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen zieht der Arbeitgeber Monat für Monat Lohnsteuer vom Gehalt ab und leitet sie an das Finanzamt weiter. Wie viel das ist, steht in deiner monatlichen Gehaltsabrechnung. Für dich ist in Sachen Einkommensteuer damit eigentlich alles erledigt und du musst dich nicht weiter mit dem Finanzamt auseinandersetzen. Erst wenn weitere Einnahmen, bestimmte Kombinationen von Lohnsteuerklassen oder andere Besonderheiten vorliegen, kannst du zur Abgabe verpflichtet sein.
Tipp Kennst du übrigens unseren Artikel Gehaltsabrechnung verstehen? Darin erklären wir dir anhand einer Musterabrechnung die einzelnen Abschnitte einer Gehaltsabrechnung.
Bei Ehepaaren und eingetragenen Lebenspartnerschaften mit den Steuerklassenkombinationen III/V sowie IV/IV mit Faktor ist die Abgabe der Steuererklärung Pflicht (man spricht daher auch von Pflichtveranlagung). Nur bei Steuerklasse IV /IV (ohne Faktorverfahren) besteht keine Verpflichtung zur Abgabe.
Der Gesetzgeber vermutet außerdem in einigen Fällen, dass er trotz Lohnsteuerabzug und/oder Vorauszahlungen während des Jahres von dir zu wenig Steuern bekommen hat. Deshalb musst du eine Einkommensteuererklärung abgeben.
Eine Pflicht zur Abgabe besteht u.a. in diesen Fällen:
- Die steuerpflichtigen Nebeneinkünfte liegen über 410 Euro.
- Es wurde ein Freibetrag eingetragen, beispielsweise für Werbungskosten, wenn du einen weiten Weg zur Arbeit hast.
- Es wurden Lohnersatzleistungen (beispielsweise Arbeitslosengeld, Krankengeld oder Kurzarbeitergeld) über 410 Euro bezogen. So hat während der Corona-Pandemie das Kurzarbeitergeld dafür gesorgt, dass mehr Arbeitnehmer als sonst eine Steuererklärung abgeben mussten.
- Es bestanden parallel mit mehreren Arbeitgebern Arbeitsverhältnisse.
- Es liegen Kapitalerträge vor, bei denen keine Abgeltungsteuer erhoben werden konnte.
- Geschiedene oder nicht verheiratete Eltern wollen bestimmte Freibeträge für ein Kind übertragen.
- Ein Ehepartner hatte das ganze Jahr oder einen Teil des Jahres die Steuerklasse V oder VI.
Tipp Im Umkehrschluss heißt das: Wer nicht zur Abgabe einer Einkommensteuererklärung verpflichtet ist, muss auch keine abgeben. Dann darf man das aber freiwillig tun, was sich finanziell häufig lohnt. Denn genau das sind die Fälle, in denen Steuerpflichtige oft eine Steuerrückzahlung vom Finanzamt bekommen.
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Abgabepflicht der Steuererklärung bei Arbeitslosigkeit
Wenn du keine Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit (also Sold, Arbeitslohn bzw. Gehalt) hast und ggf. dein Partner bzw. deine Partnerin auch nicht, dann musst du nur dann eine Steuererklärung abgeben, wenn deine weiteren Einkünfte eine bestimmte Grenze überschreiten. Diese Einkünfte kannst du zum Beispiel mit der Vermietung einer Wohnung erzielen oder als Gewerbetreibender, Freiberufler, Freelancer usw.
Ob du eine Steuererklärung abgeben musst, hängt in diesen Fällen vom sogenannten steuerfreien Grundfreibetrag ab: Liegst du unter der Grenze, musst du keine abgeben. Überschreitest du sie, machst du eine Einkommensteuererklärung.
So hoch darf dein »Gesamtbetrag der Einkünfte« sein (das sind die Einnahmen abzüglich Werbungskosten bei Arbeitnehmern bzw. abzüglich Betriebsausgaben bei Selbstständigen):
Jahr |
Grundfreibetrag für Ledige |
Grundfreibetrag für Verheiratete (bei gemeinsamer Veranlagung zur Einkommensteuer) |
---|---|---|
2024 |
11.784 Euro |
23.568 Euro |
2023 |
10.908 Euro |
21.816 Euro |
2022 |
10.347 Euro |
20.694 Euro |
Tipp Ob du tatsächlich Steuern zahlen musst, steht damit aber noch nicht fest! Denn von deinem Gesamtbetrag der Einkünfte darfst du weitere Beträge abziehen, bevor das »zu versteuernde Einkommen« feststeht, zum Beispiel Sonderausgaben (dazu gehören z.B. Spenden) und außergewöhnliche Belastungen (das sind z.B. Krankheitskosten). Diese Fälle will das Finanzamt näher prüfen und verlangt deshalb eine Steuererklärung.
Abgabepflicht der Steuererklärung für Rentner
Bei Rentnern/Rentnerinnen bzw. der Rentenzahlung gibt es keine Lohnsteuer und keinen Lohnsteuerabzug. Es wird also nicht schon monatlich ein Teil der Rente als Vorauszahlung auf die jährliche Steuer einbehalten (auch wenn diese Idee bereits seit einiger Zeit immer mal wieder diskutiert wird).
Mit dem Eintritt in den Ruhestand ist das Thema »Steuererklärung« daher noch nicht erledigt: Weil Renten meist nicht steuerfrei sind, müssen viele Rentnerinnen und Rentner weiterhin eine Steuererklärung abgeben. Und auch für Pensionäre ist das Thema Steuererklärung mit dem Ende des aktiven Berufslebens noch nicht vorbei: Ihre Pensionen werden als Arbeitslohn aus der früheren Beschäftigung betrachtet. Sie gelten als Einkommen und sind daher steuerpflichtig.
Wann bei Rentnern und Pensionären die Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung besteht, erklären wir ausführlich im Bereich »Steuererklärung für Rentner und Pensionäre«.
Wann lohnt sich die freiwillige Abgabe der Steuererklärung?
Oft erhalten genau diejenigen Steuerzahler, die nicht zur Abgabe verpflichtet sind, eine Rückzahlung bei der Einkommensteuer. Die freiwillige Abgabe lohnt sich besonders dann, wenn du als Arbeitnehmer während eines Jahres zum Beispiel hohe Werbungskosten, Sonderausgaben oder außergewöhnliche Belastungen hattest oder geheiratet hast. Dann ist eigentlich immer eine Steuererstattung drin.
Wenn du freiwillig eine Einkommensteuererklärung abgeben möchtest, gilt auch eine andere Frist als bei der Pflichtabgabe: Deine Unterlagen müssen dem zuständigen Finanzamt nicht schon im Folgejahr vorliegen, sondern du hast hierfür vier Jahre Zeit. Mehr findest du im Artikel zu Frist, Steuerformularen und Formalitäten.
Tipp Will das Finanzamt wider Erwarten doch Geld sehen, kann die Steuererklärung zurückgenommen werden. Sie gilt dann als nicht abgegeben und das Finanzamt kann keine Steuernachzahlung verlangen.
Wann und warum fordert das Finanzamt dich zur Abgabe einer Steuererklärung auf?
Du hast noch nie eine Steuererklärung abgegeben – und dann kommt plötzlich ein Schreiben vom Finanzamt, in dem du zur Abgabe aufgefordert wirst. Warum? Und was musst du jetzt tun?
Vor allem darfst du das Schreiben nicht ignorieren: Wenn das Finanzamt dich auffordert, eine Einkommensteuererklärung abzugeben, dann musst du ihm Folge leisten. Durch die Aufforderung entsteht die Pflicht zur Abgabe, auch wenn du sonst keine Steuererklärung hättest abgeben müssen.
Eine solche Aufforderung ergeht zum Beispiel, wenn das Finanzamt eine Kontrollmitteilung wegen Einkünften aus Kapitalvermögen, von der Deutschen Rentenversicherung Bund oder bei einer Erbschaft oder Schenkung erhält. Sie erfolgt auch, wenn ein Kontenabruf ergeben hat, dass Sozialleistungen geflossen sind, die sich steuerlich auswirken können.
Tipp Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, einen Blick in unseren Ratgeber Steuererklärung für Anfänger zu werfen. In diesem Ratgeber räumen wir mit Vorurteilen auf und sorgen dafür, dass du deine Steuererklärung ohne Frust und sogar mit ein bisschen Spaß erledigen kannst. Denn die ist nur halb so schlimm, wie immer behauptet wird. Als kleine Motivationshilfe haben wir für dich Playlists auf Spotify erstellt, die du dir anhören kannst, während du deine Steuererklärung machst. Weitere Informationen findest du im Ratgeber. Viel Spaß dabei!
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