Niedrige Zinsen und hohe Inflation erschweren das Sparen
Den Weltspartag begehen wir heute schon zum 95. Mal, denn es gibt ihn seit 1924. Doch Sparen ist ziemlich aus der Mode geraten. Aus schwerwiegenden Gründen.

Niedrige Zinsen und hohe Inflation erschweren das Sparen

 - 

Den Weltspartag begehen wir heute schon zum 95. Mal, denn es gibt ihn seit 1924. Doch Sparen ist heute ziemlich aus der Mode geraten. Aus schwerwiegenden Gründen.

Die Deutschen gelten als Volk der Sparer. Deren Lust aufs Sparen ist in letzter Zeit jedoch gründlich verdorben worden. Grund: Die Notenbanken fluten seit der Finanzkrise von 2008 die Finanzmärkte mit immer mehr Geld.

Folge: Der Wert des Geldes, also sein Zins, ist extrem niedrig. Teilweise müssen Sparer bei hohen Geldsummen sogar Geld dafür bezahlen, dass sie ihr Geld parken dürfen. Die Banken erheben Negativzinsen.

Zudem möchten die Notenbanken erreichen, dass das viele Geld nicht gehortet, sondern in den Wirtschaftskreislauf gegeben wird, um den Konsum und die Produktion anzukurbeln.

Gleichwohl steigen die Geldmengen, die auf Konten mit mickrigen Zinsen verschimmeln. Nachteil: Durch die schleichende Geldentwertung – auch unter dem Schreckwort "Inflation" bekannt – verliert das Geld zunehmend seine Kaufkraft. Daher stellt sich die Frage, welche Geldanlageformen in dieser Niedrigzinsphase am sinnvollsten geeignet ist.

aav_statistic_id935785_umfrage-zu-in-einer-niedrigzinsphase-geeigneten-geldanlagen-2019.png

Schlechte Zeiten für Sparer

Noch nie waren die Leitzinsen in Europa so niedrig wie heute. Doch was helfen soll, die Wirtschaft anzukurbeln, ist für den fleißigen Sparer ein großes Ärgernis, denn mit den niedrigen Leitzinsen sinken auch die Renditen für Tagesgeldkonten, Festgelder, Sparbriefe und Bundesanleihen. Rund zwei Billionen Euro horten die Bundesbürger auf Giro-, Spar- und Tagesgeldkonten. Das mutet absurd an in einer Zeit, in der diese Konten so gut wie keine Zinsen mehr abwerfen und die Inflation am realen Wert des Vermögens nagt.

Schuld an der misslichen Lage der Sparer ist unter anderem die Europäische Zentralbank (EZB), die beharrlich an ihrer Niedrigzinspolitik festhält. Die nähere Zukunft verspricht kaum durchgreifende Besserung. Der Grund: Deutliche Zinserhöhungen durch die EZB sind auf absehbare Zeit, mit Rücksicht auf die desolaten Staatsfinanzen einiger Euro-Länder, politisch nur schwer durchsetzbar.

Zu den Magerzinsen gesellt sich laut Expertenprognosen im kommenden Jahr ein Anziehen der Inflation. Mit der niedrigen Verzinsung von Sparbüchern, Tages- und Festgeldern können Sie die Folgen der allgemeinen Preissteigerungen bereits jetzt nicht mehr auffangen. Schrumpft der reale Geldwert noch schneller, können Sie sich für Ihre Ersparnisse immer weniger kaufen.

Zahlreiche Investment-Tipps gibt Ihnen unser Ratgeber "Niedrigzinsen und Inflation: So retten Sie Ihre Ersparnisse". Dieses leicht verständliche und praxisbezogene Handbuch zur Geldanlage stellt Ihnen das nötige Expertenwissen zur Verfügung, den für Sie geeigneten Anlagemix selbst auszuwählen und Schritt für Schritt ein vernünftig strukturiertes Wertpapierdepot aufzubauen, das perfekt zu Ihren persönlichen Zielen und Vorstellungen passt.

Was tun mit überschüssigem Geld?

Doch es gibt auch Anlageformen, die Ihnen einen Ausweg aus der Zinsfalle bieten: Aktien. Zwar besteht bei Aktien ein gewisses Verlustrisiko. Doch mit der richtigen Anlagestrategie ist dies überschaubar und lässt sich steuern. Besonders empfehlenswert, weil kostengünstig, sind Exchange Traded Funds (ETFs). Sie sind nie schlechter als der Markt und dennoch konkurrenzlos preiswert.

Ein Grund für die weiterhin zunehmende Beliebtheit von ETFs ist deren Sicherheit und Transparenz. ETFs unterliegen genauso wie klassische Investmentfonds dem Investmentgesetz und sind als Sondervermögen vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt, falls der Emittent insolvent werden sollte. Anders ist dies bei konkurrierenden Anlageformen, wie z.B. den Zertifikaten.

Diese Papiere sind rechtlich gesehen Inhaberschuldverschreibungen. Im Fall der Insolvenz eines Zertifikate-Emittenten droht der Totalverlust des eingesetzten Kapitals. So z.B. bei der Pleite von Lehman Brothers, als allein deutsche Anleger schätzungsweise bis zu einer Milliarde Euro mit ihren von Lehman Brothers ausgegebenen Zertifikaten verloren.

Erfunden wurden Exchange Traded Funds 1993 in den USA, dem auch heute noch mit Abstand größten Markt für diese Papiere. Der erste ETF wurde dort im Jahre 1993 aufgelegt. In Deutschland wurden die ersten ETFs im Jahr 2000 in den Handel aufgenommen. Auch wenn es im Vergleich zu Ländern wie den USA noch Nachholbedarf gibt, wächst der Anteil der ETFs in den Depots deutscher Privatanleger seitdem ununterbrochen von Jahr zu Jahr.

ETF = einfach, transparent, flexibel

Der Charme der Produkte liegt dabei in ihrer Einfachheit. Jeder ETF orientiert sich an einem als Basiswert zugrunde liegenden Index (Benchmark) und bildet diesen möglichst exakt ab. Damit agiert er passiv. Das bedeutet zugleich, dass ein Indexfonds in der Theorie seine Benchmark, also beispielsweise den Deutschen Aktienindex DAX, in seiner Wertentwicklung nie schlagen kann. Aber vor dem Abzug von Kosten wird sich der ETF auch nie schlechter entwickeln als der zugrunde liegende Index. Auf diese Weise setzt sich ein ETF mit seiner Wertentwicklung automatisch gegen den Großteil der aktiv gemanagten Investmentfonds durch, die mehrheitlich regelmäßig schlechter abschneiden als ihr Vergleichsindex.

Neben der transparenten und nachvollziehbaren Wertentwicklung ist die Kostenseite das zweite starke Argument für ETFs. Die jährlichen Verwaltungsgebühren liegen deutlich unter den Kosten, die aktiv gemanagte Investmentfonds ihren Anlegern jährlich in Rechnung stellen. Auch gibt es bei ETFs keinen Ausgabeaufschlag.

Anlegern, die aktiv gemanagten Investmentfonds aufgrund ihrer hohen Kosten und oftmals enttäuschenden Wertentwicklung skeptisch gegenüberstehen, setzen deshalb im Rahmen ihrer Anlagestrategie verstärkt auf Exchange Traded Funds. Sie verwenden ETFs nicht nur als mittel und langfristiges Investment, sondern auch als taktisches Instrument. Aufgrund ihrer geringen Kosten nutzen sie ETFs beispielsweise, um Trends zu spielen oder für kurze Zeit auf bestimmte Branchen zu setzen.

Diese Beispiele zeigen, dass sich ETFs nicht nur als längerfristiges Basisinvestment eignen. Anleger können die Papiere z.B. auch nutzen, um sich gegen Verluste an den Börsen mit einem Short-Aktien-ETF abzusichern, oder kurzfristig Geld im Zinssektor zu parken. Gerade für Anleger, die ihre Basisinvestments in deutschen oder europäischen Aktien kostengünstig und bequem verwalten wollen, sind ETFs eine gute Alternative. Einmal ins Depot genommen, muss sich der Anleger nicht mehr um den ETF kümmern. Bei aktiv gemanagten Aktienfonds dagegen kann der Fondsmanager oder die Anlagestrategie wechseln, sodass der Anleger diese Anlagen regelmäßig im Auge behalten muss.

(MS)

 
Weitere News zum Thema
  • [] Aktien mit Rückgaberecht bei Kursverlusten: Das ist das Versprechen von Wandelanleihen (»Convertible Bonds«). Ob Hausse oder Börsencrash, Inflation oder Deflation – scheinbar für alle Szenarien sind Wandelanleihen eine mögliche Antwort. mehr

  • [] Denken Sie oder jemand in Ihrem persönlichen Umfeld daran, einen Ratenkredit aufzunehmen? Dann sollten Sie die Konditionen genau anschauen. Denn Ratenkredite sind seit der Zinswende Anfang 2022 erheblich teurer geworden: Ende November kosteten die Zinsen mehr

  • [] Möchten Sie Verluste aus Aktienverkäufen mit Gewinnen, die bei einer anderen Depotbank angefallen sind, verrechnen, brauchen Sie eine Verlustbescheinigung der Bank. mehr

  • [] Wer erst in den letzten zwei Jahren in das Thema Geldanlage eingestiegen ist, musste sich um das Thema Vorabpauschale keine Gedanken machen. Warum sich das jetzt ändert und was Sie jetzt tun müssen, lesen Sie hier. mehr

Weitere News zum Thema