Patchworkfamilie & Erbrecht: Rechte, Pflichten und Gestaltungsmöglichkeiten

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Patchworkfamilien sind weit verbreitet – doch beim Thema Erben wird es oft kompliziert. Wer bekommt was, wenn leibliche Kinder, Stiefkinder und Adoptivkinder sowie neue Partner zusammenleben? Wir zeigen, worauf Patchworkfamilien beim Erbrecht achten sollten und wie sie Streit und Unsicherheiten vermeiden.

Zusammenfassung

Das Erbrecht in Patchworkfamilien ist komplex und unterscheidet sich je nach Familienkonstellation, Verwandtschaftsverhältnissen und Ehestatus der Partner. Während leibliche und adoptierte Kinder gesetzlich erbberechtigt sind, gehen Stiefkinder leer aus, sofern sie nicht ausdrücklich im Testament bedacht werden. Auch nichteheliche Partner haben ohne letztwillige Verfügung keinen Anspruch auf das Erbe. Wer in einer Patchworkfamilie lebt, sollte die gesetzliche Erbfolge kennen und frühzeitig individuelle Regelungen treffen, um Streit und Benachteiligungen zu vermeiden.

Inhalt

Den folgenden Text haben wir dem Ratgeber »Das richtige Testament für Geschiedene und Patchworkfamilien« entnommen und für die Veröffentlichung auf steuertipps.de angepasst.

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Familienmodelle in der Patchworkfamilie

Patchworkfamilien sind vielfältig und unterscheiden sich vom klassischen Familienbild. Sie entstehen meist nach Trennung oder Scheidung, wenn ein Elternteil eine neue Partnerschaft eingeht – unabhängig davon, ob die neuen Partner verheiratet sind oder nicht. In Patchworkfamilien leben oft leibliche Kinder, Halbgeschwister und Stiefgeschwister zusammen. Es gibt verschiedene Konstellationen:

  • Ein Elternteil bringt Kinder aus einer früheren Beziehung mit (Stiefmutter- oder Stiefvaterfamilie).

  • Beide Partner haben eigene Kinder, die gemeinsam im Haushalt leben (zusammengesetzte Stieffamilie).

  • Es gibt sowohl gemeinsame Kinder als auch Kinder aus früheren Partnerschaften (komplexe Stieffamilie).

Auch nichteheliche Lebensgemeinschaften, Pflege- oder Adoptivfamilien zählen zu Patchworkfamilien.

Gesetzliches Erbrecht in Patchworkfamilien

Das Erbrecht in Patchworkfamilien ist komplex, da die gesetzliche Erbfolge oft nicht den individuellen Bedürfnissen entspricht. Entscheidend ist, ob die Partner verheiratet sind und in welchem Verhältnis die Kinder zum Erblasser stehen.

Erbrecht des Ehegatten

  • In einer Zugewinngemeinschaft erbt der Ehegatte neben den Kindern die Hälfte des Nachlasses.

  • Bei Gütertrennung erbt der Ehegatte neben einem Kind die Hälfte, neben zwei Kindern ein Drittel, bei drei oder mehr Kindern immer ein Viertel.

Erbrecht der leiblichen Kinder

Leibliche Kinder – also sowohl mitgebrachte als auch gemeinsame Kinder – erben neben dem Ehegatten die andere Hälfte (bei Zugewinngemeinschaft) oder nach festen Quoten (bei Gütertrennung). Enkelkinder erben nur, wenn das jeweilige Kind des Erblassers bereits verstorben ist.

Erbrecht adoptierter minderjähriger Kinder

Durch Adoption wird ein Kind rechtlich wie ein leibliches Kind behandelt und erhält volles Erbrecht. Seit 2020 ist die Stiefkindadoption auch in verfestigten Lebensgemeinschaften möglich, nicht nur in der Ehe. Voraussetzung ist unter anderem ein Mindestalter des Stiefelternteils (21 Jahre) und eine stabile, auf Dauer angelegte Lebensgemeinschaft.

Kein gesetzliches Erbrecht für Stiefkinder

Stiefkinder sind nicht mit dem Stiefelternteil verwandt und haben daher kein gesetzliches Erbrecht und keinen Pflichtteilsanspruch. Sie können nur durch Testament oder Erbvertrag bedacht werden. Steuerlich werden Stiefkinder jedoch wie leibliche Kinder behandelt und profitieren von hohen Freibeträgen.

Erbrecht in nichtehelichen Patchworkfamilien

Das Erbrecht bevorzugt nach wie vor die Ehe. Nichteheliche Partner haben kein gesetzliches Erbrecht. Sie können nur durch Testament oder Erbvertrag abgesichert werden. Gemeinsame und adoptierte Kinder erben jedoch auch in nichtehelichen Patchworkfamilien, Stiefkinder hingegen nicht.

FAQ: Patchworkfamilie & Erbrecht

1. Haben Stiefkinder ein gesetzliches Erbrecht?

Nein, Stiefkinder sind nicht erbberechtigt und haben auch keinen Pflichtteilsanspruch. Sie können nur durch Testament oder Erbvertrag bedacht werden.

2. Wie werden adoptierte Kinder im Erbrecht behandelt?

Adoptierte minderjährige Kinder sind leiblichen Kindern gleichgestellt und erben wie diese. Das Verwandtschaftsverhältnis zu den leiblichen Eltern erlischt.

3. Was gilt für nichteheliche Partner in Patchworkfamilien?

Nichteheliche Partner haben kein gesetzliches Erbrecht. Sie müssen durch Testament oder Erbvertrag abgesichert werden.

Diesen Text haben wir dem Ratgeber »Das richtige Testament für Geschiedene und Patchworkfamilien« entnommen und für die Veröffentlichung auf steuertipps.de angepasst.

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(MB)

URL:
https://www.steuertipps.de/eltern-familie-ehe/patchworkfamilie-und-erbrecht-rechte-pflichten-und-gestaltungsmoeglichkeiten