Leitzins erklärt: Bedeutung, Wirkung und aktuelle Entwicklungen

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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erneut ihre Leitzinsen gesenkt. Doch was genau ist der Leitzins eigentlich, warum ist er so wichtig und wie wirken sich seine Veränderungen aus?

 

Inhalt

 

Am 5. Juni 2025 hat die Europäische Zentralbank (EZB) beschlossen, alle drei Leitzinsen um jeweils 0,25 Prozentpunkte zu senken. Der wichtigste dieser Zinssätze, der sogenannte Einlagensatz, liegt nun bei 2,0 Prozent.

Die EZB reagiert mit dieser Entscheidung auf die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Entwicklung der Inflation: Die Preise steigen zurzeit langsamer, und die Inflation nähert sich dem angestrebten Ziel von rund 2 Prozent.

Durch die Zinssenkung möchte die EZB die Finanzierung für Unternehmen und Verbraucher erleichtern, Investitionen fördern und die wirtschaftliche Erholung weiter unterstützen.

Was ist der Leitzins?

Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank leihen oder dort anlegen können. Er ist ein zentrales Instrument der Geldpolitik und beeinflusst maßgeblich die Finanzierungskosten im gesamten Wirtschaftssystem.

Die Europäische Zentralbank (EZB) nutzt drei verschiedene Leitzinsen, die jeweils unterschiedliche Funktionen haben:

  • Der Hauptrefinanzierungssatz (Hauptleitzins) ist der Zinssatz, zu dem Banken sich für kurze Zeit (meist eine Woche) Geld von der EZB leihen können. Er beeinflusst vor allem die Kreditkosten für Unternehmen und Verbraucher.

  • Der Einlagensatz ist der Zinssatz, den Banken erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken (also dort »einlegen«). Er wirkt sich auf die Zinsen für Sparguthaben aus, denn wenn die EZB wenig Zinsen zahlt, zahlen Banken oft auch weniger Zinsen an Sparer.

  • Der Spitzenrefinanzierungssatz (Spitzenleitzins) ist der Zinssatz, zu dem Banken über Nacht Geld von der EZB leihen können, wenn sie kurzfristig mehr Liquidität brauchen. Er liegt normalerweise über dem Hauptrefinanzierungssatz und dient als Obergrenze für kurzfristige Kreditzinsen.

Die Zinssätze bestimmen also, wie teuer oder günstig Geld für Banken ist – und damit auch für Verbraucher und Unternehmen.

Warum sind die Leitzinsen wichtig?

Leitzinsen sind das wichtigste Steuerungsinstrument der Europäischen Zentralbank zur Sicherung der Preisstabilität. Sie haben direkten Einfluss auf zentrale wirtschaftliche Bereiche.

Die Veränderung der Leitzinsen wirkt sich auf die Inflation und die allgemeine Preisentwicklung aus: Steigen die Zinsen, wird die Nachfrage gebremst, was zu einem Rückgang der Inflation führen kann. Sinkende Zinsen hingegen regen Konsum und Investitionen an, was die Inflation tendenziell erhöht.

Gleichzeitig bestimmen Leitzinsen, wie teuer Kredite für Verbraucher und Unternehmen sind und wie viel Zinsen auf Sparguthaben gezahlt werden.

Darüber hinaus kann die EZB durch ihre Zinspolitik auch gezielt Konjunkturimpulse setzen oder eine Überhitzung der Wirtschaft bremsen, also Phasen, in denen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage das Angebot übersteigt.

Auch die Kapitalmärkte werden durch Leitzinsen beeinflusst, da sie die Attraktivität verschiedener Anlageformen wie Anleihen oder Aktien mitbestimmen.

Was bedeutet eine Senkung des Leitzinses?

Für Verbraucher und Sparer bedeutet die Leitzins-Senkung, dass die Zinsen für Immobilienkredite und Konsumkredite günstiger werden.

Andererseits sinken aber auch die Sparzinsen zum Beispiel auf Tagesgeld und Festgeld. Klassische Sparformen werden dadurch weniger attraktiv.

Und: Durch niedrige Zinsen und Inflation kann die reale Kaufkraft sinken

Auch für Kapitalanleger bedeutet die Senkung Vorteile und Nachteile: Festverzinsliche Anlagen verlieren an Attraktivität, während Aktienmärkte durch günstigere Unternehmensfinanzierung profitieren können.

Anleger sollten in dieser Zeit auf renditestärkere Alternativen wie Aktien oder Immobilien setzen.

Was bedeutet eine Anhebung des Leitzinses?

Bei einer Anhebung des Leitzinses verteuern sich Kredite für Verbraucher – auf der anderen Seite steigen aber die Sparzinsen.

Konsum und Nachfrage gehen in dieser Zeit tendenziell zurück, was die Inflation senken kann.

Für Kapitalanleger werden bei einem angehobenen Leitzins Anleihen wieder interessanter. Da Finanzierungskosten steigen, können aber die Aktienmärkte unter Druck geraten.

Sicherere, festverzinsliche Anlagen sind in dieser Zeit eine gute Wahl für die Geldanlage.

Wie oft wird der Leitzins geändert?

Die Europäische Zentralbank (EZB) trifft ihre Zinsentscheidungen in der Regel alle sechs Wochen im Rahmen der turnusmäßigen Sitzungen des EZB-Rats. Dabei wird jeweils geprüft, ob eine Anpassung der Leitzinsen notwendig ist, um das Ziel der Preisstabilität im Euroraum zu erreichen.

Das bedeutet aber nicht, dass bei jeder Sitzung eine Änderung erfolgt. Oft bleiben die Zinssätze auch unverändert. Änderungen erfolgen nur, wenn die wirtschaftliche Lage oder Inflationsprognosen dies aus Sicht der EZB erforderlich machen.

Wie beeinflusst der Leitzins die Inflation?

Die Europäische Zentralbank nutzt den Leitzins daher gezielt, um die Inflation zu steuern und Preisstabilität im Euroraum zu sichern.

Der Leitzins beeinflusst die Inflation, da er die Kosten für Kredite und die Attraktivität von Sparen steuert: Wird der Leitzins erhöht, verteuern sich Kredite für Unternehmen und Verbraucher. Dadurch sinken Investitionen und Konsumausgaben, was die gesamtwirtschaftliche Nachfrage dämpft. In der Folge verlangsamt sich der Preisanstieg, und die Inflation geht zurück. Gleichzeitig wird der Euro durch höhere Zinsen für internationale Anleger attraktiver, was den Wechselkurs stärkt und Importe verbilligt. Das ist ein weiterer dämpfender Effekt auf die Inflation.

Wird der Leitzins gesenkt, können sich Banken günstiger refinanzieren und geben diese niedrigeren Kosten in Form günstigerer Kredite weiter. Das führt zu mehr Investitionen und Konsum, wodurch die Nachfrage steigt. Diese erhöhte Nachfrage kann zu einem Anstieg der Preise führen, also die Inflation ankurbeln. Gleichzeitig wird der Euro durch niedrigere Zinsen weniger attraktiv, was den Wechselkurs schwächt. Das begünstigt zwar Exporte, verteuert aber Importe, was ebenfalls die Inflation steigen lassen kann.

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(MB)

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