Nicht nur bei Krebs auf Spezial-Klinik setzen

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In Deutschland ist etwa jeder Dritte bei der AOK krankenversichert – und damit gibt es einen umfassenden repräsentativen Datensatz zu Gesundheitsleistungen und deren Erfolge. Lesen Sie hier die wichtigsten Schlussfolgerungen.

Die jüngste von der AOK vorgelegte Untersuchung zeigt: Auch bei Krebserkrankungen ist es sinnvoll und häufig lebensrettend, statt des bislang von den Familien vielfach genutzten nächstgelegenen Krankenhauses am Wohnort ein Krankenhaus mit einem zertifizierten Krebszentrum aufzusuchen.

Bisherige Untersuchungen zeigen beispielsweise, dass in Krankenhäusern, die bei bestimmten Operationen – etwa Knie-OPs – viel Erfahrung haben und diese häufig durchführen, weit bessere Ergebnisse erzielt werden als in der nächstgelegenen Klinik, in der die entsprechende OP nur dann und wann durchgeführt wird.

Genau das wurde nun auch in Bezug auf Krebserkrankungen festgestellt. Dabei ließ die AOK rund eine Million Fälle von Krebsbehandlungen im Zeitraum von 2009 bis 2017 aufgrund der bundesweiten Abrechnungsdaten von AOK-Versicherten sowie Daten der klinischen Krebsregister Regensburg, Dresden, Erfurt und Berlin-Brandenburg auswerten.

Das Ergebnis: Patienten, die in zertifizierten Behandlungszentren behandelt wurden, profitieren hiervon. Wer sich in der nächstgelegenen Klinik behandeln lässt, hat dagegen schlechtere Chancen.

Wie viel besser sind Behandlungszentren?

Besonders deutlich zeigte sich in den Krebsregisterdaten der Überlebensvorteil durch die Zentrenbehandlung bei Gebärmutterhalskrebs (minus 25,9 % Sterblichkeit), bei neuroonkologischen Tumoren (minus 15,8 %), bei Lungenkrebs (minus 15 %) und bei Brustkrebs (minus 11,7 %). Signifikante positive Effekte traten auch bei Patienten mit Darmkrebs, Kopf-Hals-Tumoren und Prostatakrebs zutage, ebenso bei gynäkologischen Tumoren. Die niedrigere Sterblichkeit war sowohl in den Krebsregisterdaten als auch in den Krankenkassendaten erkennbar.

Die positiven Effekte sind nach Ansicht der Autoren der Studie damit zu erklären, dass Patienten in zertifizierten Zentren auf inter- und multidisziplinäre Behandlungsteams treffen, die häufiger leitliniengerecht behandeln und auf bessere Prozess- und Strukturqualität zurückgreifen können. Bisher sind in Deutschland 1.630 Zentren an etwa 430 Krankenhäusern zertifiziert. Dennoch werden immer noch 44 % der neuerkrankten Krebspatienten an nicht zertifizierten Kliniken behandelt.

Habe ich die freie Krankenhauswahl?

Noch immer hält sich bei manchen Versicherten die Vorstellung, dass sie verpflichtet sind, das nächstgelegene Krankenhaus oder zumindest ein Krankenhaus am Wohnort zu wählen. Doch das ist nicht der Fall. Auch gesetzlich Versicherten steht das Recht auf eine freie Krankenhauswahl zu.

Einzige Bedingung: Das Krankenhaus ist für die Behandlung gesetzlich Versicherter zugelassen (was in der Regel der Fall ist). Gegebenenfalls müssen die Fahrtkosten zu einem weit entfernt gelegenen Krankenhaus privat getragen werden.

Gesetzlich Versicherte sollten sich vorab zur Klärung der Fahrtkostenübernahme an ihre Krankenkasse wenden.

(MS)

URL:
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