Was tun gegen steigende Preise bei Benzin, Öl, Gas und Strom?

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Die Rekordpreise für Strom, Erdgas, Heizöl und Treibstoff werden zur Dauerbelastung für die Verbraucher. Doch die können gegensteuern. Allerdings birgt eine der Maßnahmen einige Tücken.

Beispielrechnungen des "Verbraucherzentrale Bundesverbands" (vzbv) zeigen, dass die Gaskosten für Heizung und Warmwasser aufs Gesamtjahr 2021 gerechnet um rund 27 % steigen werden. Ein typischer Familienhaushalt zahlt in einem 120 m2 großen Einfamilienhaus voraussichtlich 1.260,- € für Heizung und Warmwasser. Im vergangenen Jahren waren es lediglich 990,- €. In einer 100 m2 großen Wohnung steigen die Wärmekosten 2021 auf 980,- €, während sie im Vorjahr bei 770,- € lagen. Der vzbv verglich dabei das Preisniveau von Oktober 2020 und Oktober 2021 gemäß Heizkostenspiegel.

Die steigenden Energiepreise sind Vorboten dessen, was uns beim klimaschützenden Ausbau von Techniken zur Nutzung erneuerbarer Energieträger wie Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Erdwärme erwartet. Wir werden uns im wahrsten Sinne des Wortes warm anziehen müssen.

Was können wir tun, um unsere Energiekosten zu senken?

Erstens: Weniger Energie verbrauchen und sparsam damit umgehen, z. B. mit dem Fahrrad fahren, Urlaubsreisen einschränken, beim lokalen Produzenten einkaufen (Stichwort Lastenfahrrad).

Zweitens: Energieverschwendung vermeiden, z. B. mit besserer Wärmedämmung an den Gebäuden und durch Abschalten von Geräten, die nicht im Einsatz sind, also auch den Standby-Modus ausschalten.

Drittens: Umstieg von fossilen auf grüne Energien, z. B. auf Photovoltaikanlage und Elektroauto sowie Wärmepumpe und Blockheizkraftwerk. Dafür gibt es steuerliche Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen, wie die im folgenden Kasten aufgeführten Ratgeber und Nachrichten erläutern.

Viertens: Günstigere Energieversorger auswählen und den Energieanbieter wechseln. Bei dieser Maßnahme gilt es jedoch einiges zu beachten.

Wie wechsle ich meinen Strom- und/oder Gasanbieter?

Verbraucher können den Preisanstieg bremsen, indem sie sich um günstigeren Strom und günstigeres Gas kümmern und den Anbiter wechseln. Dieser übernimmt meist alle Formalitäten.

Zur Auswahl von Versorgern mit Strom und Gas gibt es u.a. folgende Vergleichsportale: Check24.de, Geldsparen.de, Toptarif.de, Verivox.de.

Zwar spürten auch alternative Energieanbieter den höheren Kostendruck, dennoch lohne sich ein Preisvergleich, meint das Vergleichsportal Verivox und sagt: "Wer noch nie den Anbieter gewechselt hat und das günstigste, verbraucherfreundliche Angebot wählt, spart mit einem Wechsel durchschnittlich 277,- € pro Jahr ein." Diese Stromkostenersparnis wurde anhand des Verivox-Verbraucherpreisindex Strom für einen Haushalt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden ermittelt. Der Verivox-Verbraucherpreisindex berücksichtigt die Preise der örtlichen Grundversorger sowie die der wichtigsten überregionalen Versorger.

Fünf Tipps gegen die Tricks der Vergleichsportale

Vergleichsplattformen wie Check24 und Verivox ist es zu verdanken, dass es Verbraucher leicht haben, ihren Strom- oder auch Gasanbieter zu wechseln, eine günstige Versicherung abzuschließen oder das beste Girokonto zu finden. Doch seit einiger Zeit werden Zweifel an der Unabhängigkeit der Portale laut, denn sie dienen auch dem Verkauf und können die Verbraucher unter Umständen auch täuschen.

Die Portale verdienen ihr Geld nicht mit dem Preisvergleich, sondern wenn ein Produkt über ihre Seite verkauft wird und über Werbung von Anbietern auf ihrem Portal. Ähnlich wie viele Finanzberater kassieren sie Vermittlungs-Provisionen, die oft höher sind als im normalen Vertrieb. Der Verbraucher merkt davon allerdings oft nichts. Diese Finanzierung der Portale entspricht nicht dem Idealbild einer neutralen Plattform.

Marktführer Check24 musste bereits auf eine Entscheidung des Landgerichts München reagieren und seine Verbraucherinformationen nachbessern. Seither informiert das Onlineportal seine Kunden früher als bisher darüber, dass das Unternehmen Provisionen für die Vermittlung von Versicherungsverträgen erhält.

Auch das Vergleichsportal Verivox wurde vom Oberlandesgericht Karlsruhe wegen unlauterem Wettbewerbs gerügt (Az. 6 U 82/20), weil es keine vollständige Auswahl aller Anbieter anzeigte und die Portalnutzer nicht auf die eingeschränkte Marktauswahl hinwies.

Tipp 1: Beim Wechsel des Energieversorgers ist es wichtig, nicht allein auf kurzfristige Rabatte für Neukunden zu achten, sondern auch die Preise für Bestandskunden zu vergleichen. Die Standard-Suche vieler Portale ist meist so eingestellt, dass nicht die besten und langfristig günstigsten Tarife oben angezeigt werden. Deshalb ist es wichtig, die Voreinstellung zu kontrollieren und die angebotenen Vorschläge kritisch zu prüfen. Die Konditionen sollten auch ohne Neukundenrabatt und Sofortbonus günstig sein.

Tipp 2: Die Erstvertragslaufzeit sollte nicht länger als ein Jahr sein. Die Kündigungsfrist sollte maximal einen Monat betragen.

Tipp 3: Beim Vergleich von Energie- und Telekommunikationstarifen zeigen Portale wie Verivox einzelne Angebote oberhalb des eigentlichen Rankings an, auf der sogenannten Position 0. Die Portale erhalten dafür teilweise Zahlungen von den Anbietern und informieren den Verbraucher nur in einem kleinen Hinweis, dass es sich um Werbung handelt. Hier sollten Verbraucher schauen, ob das herausgestellte Angebot wirklich gegenüber den anderen Produkten Vorteile bietet.

Tipp 4: Es ist gut, wenn Sie mehrere Portale nutzen und die Ergebnisse miteinander vergleichen. Dabei sollten Sie Folgendes beachten: Wenn zwei unterschiedliche Portale dieselben Ergebnisse zeigen, könnten diese kopiert worden sein. Das lässt sich über das Impressum herausfinden. Lediglich ein unabhängiges Zweitportal liefert auch eine unabhängige Zweitmeinung.

Tipp 5 Wer sich bei einigen Vergleichsportalen eine Liste möglicher Energie- oder Kreditangebote anzeigen lässt, muss auf die Option Filter klicken, um zu erkennen, dass lediglich vom Vergleichsportal geprüfte Anbieter in die Auswahl mit einbezogen wurden, also nicht alle. Die Auswahl vergrößert sich bloß dann, wenn der Verbraucher aktiv die Option alle Anbieter wählt. Unter Umständen tauchen dann günstigere Angebote im Ranking auf. Doch erst wer bis ans Seitenende scrollt und die Liste der teilnehmenden Partner aufruft, erfährt, dass selbst dann nicht alle in Deutschland aktiven Anbieter am Vergleich teilnehmen.

(MS)

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