Inflation: Ein Gespenst kehrt zurück

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In diesem Jahr ist es bereits zu einem kräftigen Preisanstieg gekommen. Nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte die Inflation hierzulande kurzfristig die Marke von drei Prozent überschreiten. Davor warnte am 11.5.2021 EZB-Direktorin Isabel Schnabel.

Der Begriff "Inflation" löst in Deutschland häufig Panikgefühle aus. Sie gilt als "schleichende Enteignung" und als "heimtückische Wirtschaftskrankheit", die regelmäßig zu spät erkannt wird.

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie kam es zu heftigen Schwankungen der Preissteigerungsrate. Im Jahr 2020 brach die Inflation bis in den negativen Bereich ein, um dann 2021 kräftig zu steigen, erläuterte EZB-Direktorin Isabel Schnabel am Dienstag.

Diese unerwünschte Aufwärtsentwicklung der Preise setzt sich aktuell fort. Seit Jahresbeginn ist die Inflationsrate in Deutschland stetig gestiegen. Im April lag sie nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts bereits bei zwei Prozent.

Die EZB strebt laut Schnabel ein Inflationsziel für den gesamten Euroraum von mittelfristig unter, aber nahe zwei Prozent an. Sie hält den derzeitigen Anstieg der Inflationsrate für "vorübergehend".

Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde nannte die Faktoren für diese Entwicklung nach der jüngsten Zinssitzung des EZB-Rates "temporär". Sie beruhten auf krisenbedingten Sondereffekten. Bereits im nächsten Jahr werde die Inflationsrate wieder niedriger ausfallen. Der geringe Lohndruck, die Produktionslücke und der Wechselkurs des Euros dürften die Inflation wieder dämpfen, hoffen die beiden europäischen Währungs- und Preishüterinnen.

Was tun, wenn die Inflation steigt?

Wegen der Preisinflation wächst die Angst von Anlegern vor dem Wertverlust ihres Geldes. Hauptberufliche Crash-Propheten warnen seit jeher vor Inflationsgefahren, aber es mehren sich nun auch ernster zu nehmende Stimmen, die sich mit diesem Dauerthema beschäftigen. Sie befürchten, dass die Inflationsrisiken und die Gefahr steigender Soll-Zinsen unterschätzt werden.

Nach ihrer Auffassung gibt es vier Faktoren, die zu steigenden Preisen beitragen: erstens führt der Umbau globaler Lieferketten und zweitens das Ziel der Nachhaltigkeit zu steigenden Produktions- und Transportkosten; drittens hat die Nachholstrategie der Notenbanken, Inflationsraten deutlich über dem traditionellen Ziel anzustreben, die Erwartungen an den Finanzmärkten fundamental verändert; viertens könnte die aufgestaute Nachfrage zum berühmten Sektkorkeneffekt führen.

Nicht nur die expansive Geldpolitik mit rekordniedrigen Leitzinsen und Wertpapierkäufen durch die Notenbanken hat die Vermögenspreise langfristig steigen lassen - auch die hohen Ersparnisse in den alternden westlichen Volkswirtschaften haben einen Beitrag geleistet.

Aktien, Immobilien und Gold trotzen der Inflation

Sachwerte wie Aktien, Immobilien und Gold sind nach der Finanz- und Staatsschuldenkrise zehn Jahre lang stark im Wert gestiegen.

Die Aktienmärkte haben den Schock nach dem Ausbruch der Pandemie, der z. B. am 16.3.2020 zu einem abrupten Tief im Deutschen Aktienindex (DAX) bei 8.256 Punkten führte, mehr als überwunden. Im April 2021 erzielte der DAX ein neues Allzeithoch von über 15.500 Punkten.

Die Preise für Wohnimmobilien und Eigenheime steigen unbeeindruckt weiter.

Lediglich der Goldpreis gab zeitweise spürbar nach. Zuvor war der Preis des Edelmetalls ebenfalls auf ein Rekordniveau gestiegen.

Aktien: flexibel und kostengünstig

Der Inflationsdruck dämpft die Hoffnungen von Anlegern auf ansteigende Aktienkurse, wobei Aktien selbst bei hoher Inflation noch Rendite-Chancen bergen, da auch die Preise von Sachwerten steigen werden.

Der Aktienmarkt dürfte im Szenario steigender Inflationsraten eine bessere Geldanlage sein als das Sparkonto. Das gilt jedoch angesichts der niedrigen und teilweise sogar negativen Guthabenzinsen auch schon jetzt und ist keine ganz neue Nachricht für Anleger. Die Vorteile von Aktien gegenüber Investments in Edelmetall und Immobilien liegen in den geringen Transaktionskosten und den niedrigen Mindestanlagesummen. Mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) lässt sich ein Aktiendepot kostengünstig diversifizieren.

Immobilien für Normalverdiener oft unerschwinglich

Dagegen ist der Fluchtweg in ein schuldenfinanziertes Eigenheim als Retter vor der Geldentwertung für die meisten Verbraucher wegen der seit Jahren kletternden Preise mittlerweile versperrt.

Die Kaufpreise sind schneller gestiegen als die verfügbaren Einkommen, sodass selbstgenutzte Immobilien in vielen Regionen für Normalverdiener trotz rekordniedriger Bauzinsen in weite Ferne gerückt sind.

Gold als sicherer Hafen

Der Kauf von Edelmetallen, insbesondere von Gold, dient vielen Anlegern traditionell als Inflationsschutz. Physische Barren oder Münzen sind jedoch eine teure Versicherung gegen eine Geldentwertung, da es sich um unproduktives Vermögen handelt, das keine Dividenden abwirft, während Kosten für Lagerung und Versicherung anfallen.

Deshalb bieten sich neben dem Kauf von physischem Gold börsengehandelte Goldwertpapiere fürs Online-Depot an. Doch die Angst vor Inflation ist zwar ein wichtiger, aber nicht der einzige Grund für Anleger, in Gold und andere Edelmetalle zu investieren. Viele tun das in erster Linie, um ihr Portfolio zu diversifizieren und auf diese Weise vor Wertverlusten zu schützen.

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(MS)

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