Rohstoff Wasser als Geldanlage

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Hahn auf, Wasser marsch: So einfach, wie es in Deutschland geht, ist es in vielen Teilen der Welt nicht. Da dieser Rohstoff und dessen Bereitstellung aber wichtiger als Gold ist, hat sich rund um das Thema Wasser ein Nischenmarkt für Anleger aufgetan. Die Investmentmöglichkeiten sind vielfältig: Von klassischen Investmentfonds über Zertifikate und Exchange Traded Funds (ETFs) bis hin zu Aktien ist vieles möglich.

Unterliegen die meisten Rohstoffe, je nach wirtschaftlicher Situation Bedarfsschwankungen, so ist das beim Wasser kaum der Fall. Sauberes Wasser wird für den persönlichen Bedarf, wie auch in der Industrie benötigt. Zudem wächst die Weltbevölkerung stetig, sodass weiterhin mit einer stabilen bis steigenden Nachfrage zu rechnen ist.

Die Infrastruktur in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern hinkt dem Bedarf noch hinterher. Besonders ausgeprägt ist das in den Schwellenländern China und Indien. Zum einen ist dort das Bevölkerungswachstum wie in Indien sehr hoch, zum anderen erzeugt die starke Industrialisierung wie in China einen hohen Wasserbrauch. Zudem sind die Leitungen für den erhöhten Wasserbedarf unterdimensioniert oder veraltet. Ein weiterer großer Wasserverbraucher ist die Landwirtschaft, vor allem in China.

Zunehmende Wasserverschmutzung

Die zunehmende Wasserverschmutzung ist inzwischen vor allem in vielen Schwellenländern ein großes Problem. Nach Schätzungen von DB Research (Deutsche Bank) sind allein 400 bis 500 Milliarden Euro jedes Jahr notwendig, um für eine saubere und ausreichende Wasserversorgung in der Welt zu sorgen. Daher entscheiden sich auch gerade viele Schwellenländer für neue Infrastrukturprojekte, die zum einen für eine Verbesserung der Wasserversorgung sorgen, zum anderen gleichzeitig aber auch der zunehmenden Verschmutzung entgegenwirken sollen.

Bereiche für Wasserinvestments

Vorwiegend sind Investments in folgenden Bereichen der Wasserversorgung denkbar: Erneuerung und Erweiterung der Wasserinfrastruktur; alle Arten der Wassergewinnung einschließlich der Weiterentwicklung bestehender Verfahren, beispielsweise durch Meerwasserentsalzungsanlagen; Wasseraufbereitung von kontaminiertem Wasser einschließlich Bau von Kläranlagen und der Vernichtung von Krankheitskeimen; Entwicklung und Betrieb von effizienten Bewässerungssystemen in der Landwirtschaft; kleine bis große Wasserkraftwerke.

Nachhaltig investieren

Aufgrund der Ausrichtung der Anlageziele werden diese Investments auch als nachhaltig bezeichnet. Ziel ist es, Industrie, Mensch und Natur in Einklang zu verbringen und so die örtliche Situation als Ganzes zu verbessern. Diese Investitionsform nennt sich dann Impact-Investing. Hier kommen Renditechancen plus eine nachhaltige Entwicklung zusammen.

Drei Faktoren zeichnen diesen Anlageansatz aus: Die Investition muss erstens eine positive Wirkung für die Gesellschaft oder Umwelt entfalten. Zweitens muss ein messbarer Beitrag durch die Investition entstehen. Drittens sollte auch der Anleger mit seiner Investition einen messbareren Ertrag erzielen können. Natürlich ist Impact-Investing nicht bloß auf Wasser beschränkt. Jedoch ist das einer der Schwerpunkte der Anwendung.

Viele Länder sehen sauberes Wasser als ein Grundrecht an und sorgen für eine möglichst kostenlose Verteilung. Dieses schafft dann aber Probleme für privatwirtschaftliche Investitionen. Kostenloses Wasser für alle bedeutet meistens auch Wasserverschwendung. Investitionen zur Reinhaltung und Sicherung der Wasservorkommen finden kaum statt. Renditen für Privatanleger sind so kaum zu erzielen. Es sei denn, das Wasser kostet etwas und der Staat legt Wert auf den nachhaltigen Erhalt und Sicherung von Wasservorkommen.

Es gibt börsennotierte Unternehmen, die im Bereich Wasser aktiv sind, wie z.B. Nestle (ISIN: CH0038863350). Rund sieben Milliarden Euro Umsatz jährlich macht der Schweizer Konzern im Geschäft mit dem Wasser. Allerdings sorgt der Umgang mit den Wasserrechten, vor allem in Afrika, immer wieder für negative Schlagzeilen. Für Nestle selbst ist das Wassergeschäft bei einem jährlichen Gesamtumsatz von rund 80 Milliarden Euro nur kleiner Geschäftsteil. Daher liegt im Folgenden die Betrachtung auch auf Unternehmen, die vorwiegend den Geschäftsbereich Wasser betreiben und über keine wesentlichen anderen Geschäftsbereiche verfügen.

Wenn Sie besonders an nachhaltigen Anlageformen in diesem Umfeld interessiert sind, dann achten Sie auf das Label ESG (Environmental, Social, Governance). Dieses Zeichen besagt, dass die Anlageform ökologische, soziale und unternehmerische Aspekte verknüpft.

Wasserinvestments in klassische Investmentfonds

Fonds, die sich auf das Thema Wasser spezialisiert haben, sammeln immer noch den größten Teil der Investments im Bereich Wasserversorgung, Wasseraufbereitung und Umweltschutz ein. Die Auswahl an Fonds ist jedoch gering. Größter Wasserfonds ist der milliardenschwere Pictet Water-P (WKN: 933349). Seit Auflage des Fonds Ende 2004 können sich die Anleger über eine kontinuierliche Wertentwicklung freuen. Um fast 200 % vom damaligen Ausgangwert ist der Fondsanteil seither gestiegen.

Weitere Fonds in diesem Segment sind z.B. der KBC Eco Fund Water (WKN: A0F6Z0), der Deutsche Global AM Water (WKN: DWS0DT), der RobecoSAM Sustainable Water B (WKN: 763763) und der Ökoworld Water for Life (WKN: A0NBKM).

Der Erwerb von Fondsanteilen lohnt sich besonders über Fondsdiscounter im Internet, die teilweise auf den Ausgabeaufschlag verzichten oder diesen reduzieren. Einen bekannten Fondsdiscounter finden Sie z.B. unter fondsdiscount.de.

Zertifkate

Zertifikate sind verbriefte Schuldverschreibungen, d.h., mit dem Kauf der Papiere leihen Sie dem Emittenten Geld und werden so zum Gläubiger der Bank. Das Angebot an Wasserzertifikaten ist überschaubar. Erwähnenswert ist das Vontobel Strategie-Zertifikat auf den Vontobel Wasser Index (WKN: VFP11N). Das Open-End-Zertifikat wurde 2007 aufgelegt und verzeichnet einen stetigen Aufwärtstrend. Ein vergleichbares anderes Zertifikat ist das Zertifikat auf den RBS Wasser-Index (WKN: ABN1DK) der französischen Großbank BNP Parisbas.

Weiter gibt es noch das Endlos-Wasser-Zertifikat der Raiffeisen Centrobank (WKN: RCB2EQ). Bei diesem Papier werden keine jährlichen Managementgebühren berechnet. Dafür entfällt die Beteiligung an den Dividendenzahlungen der im Index enthaltenen Papiere.

Die Konstruktion von Wasser-Indizes unterliegt keinerlei Beschränkungen. Es liegt am Emittenten, sich aus der Vielzahl von Unternehmen, die für diesen Zweck besten oder vermeintlich besten auszuwählen. So gesehen werden auch viele Indizes erst geschaffen und sind daher nur im Ansatz vergleichbar mit bekannten Börsenindizes wie beispielsweise dem Dax oder dem Dow Jones.

Exchange Traded Funds

Exchange Trades Fund (ETFs) sind börsennotierte, meist passiv verwaltete Investmentfonds. Aufgrund der Struktur der ETFs vereinen sich hier die Vorteile einer Aktienanlage mit der einer Fondsanlage. Die anfallenden jährlichen Verwaltungskosten sind bei dieser Anlageform gering.

Der Lyxor PEA Eau (World Water) UCITS ETF (WKN: LYX0UL) ist einer der Schwergewichte in diesem Segment. Als Basis dient der World Water Index. Hauptsächlich setzt sich das Produkt aus Unternehmen aus Europa den USA und Asien zusammen. Eine Alternative auch vom Volumen ist der iShares Global Water ETF (WKN: A0MM0S), der auf dem S & P Global Water 50 Index basiert. Hier werden die 50 größten Aktienunternehmen aus dem Bereich Wasser gebündelt.

Auf beide vorgestellte ETFs sind Ansparpläne verfügbar, sodass über diesen Weg auch in kleineren Schritten ein Anlageerfolg erzielbar ist.

Aktien

Natürlich gibt es auch viele Unternehmen mit dem Schwerpunkt Wasser an den Börsen dieser Welt. Wer lieber direkt investieren möchte, kann somit zielgerichtet profitieren. Die Auswahl ist groß. Daher seien hier nur einige vielversprechende Aktien vorgestellt. American Water Works (WKN: A0NJ38) gehörte ehemals zum deutschen Konzern RWE und ist in 29 Bundesstaaten der USA plus Teilen Kanadas als Wasserversorger aktiv. Seit 2008 an der Börse ging es in den Anfangsjahren stetig nach oben, seit zwei Jahren stagniert der Börsenkurs praktisch, gilt aber als solides Investment.

Das deutsche Pendant ist Gelsenwasser (WKN: 776000) und seit mehr als 100 Jahren Aktiengesellschaft. Der Einstiegspreis für eine Aktie ist mit deutlich über 800,– € recht hoch, doch die Aussichten sind auch hier gut. Allerdings sollte bedacht werden, dass 90 % im Besitz der Stadtwerke Bochum und Dortmund sind, sodass größere Orderaufträge den Kurs relativ stark steigen beziehungsweise fallen lassen.

Ebenfalls auf die Wasserversorgung, aber global orientiert, ist der französische Konzern Veolia (WKN: 501451), ebenso wie sein Konkurrent Suez Environnement (WKN: A0Q418). Es gibt auch Unternehmen, die im Bereich Wasser- und Abwassertechnik tätig sind und einen Blick lohnen, wie z.B. das österreichische Unternehmen BWT (ISIN: AT0000737705) oder das Schweizer Unternehmen Geberit (ISIN: CH0030170408).

Fazit

Grundsätzlich ist Wasser ein interessantes Investment. Es ist auf einen Rohstoff ausgerichtet, der auch langfristig eine zentrale Bedeutung hat. Ebenso langfristig sollte auch der Anlagehorizont sein. Für schnelle Gewinne ist das Anlagethema Wasser nicht geeignet. Die Investitionen beschränken sich meist auf die Regionen Nordamerika, Europa und Asien. Neben der reinen Geldanlage ist auch der sinnvolle Umgang mit Wasser und damit auch der Umweltschutz von Bedeutung. Dennoch sollte das Anlageziel, eine vernünftige Rendite zu erzielen, nicht aus den Augen verloren werden.

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